Jetzt wurde ich schon mehrfach gefragt, wie ich denn auf die Idee komme nach Äthiopien zu fahren. Ganz einfach: Schnell zu erreichen (nur 7,5 Stunden Flug), wenig Zeitverschiebung (+2 h) und die Erwartung ein landschaftlich wunderschönes, wie auch kulturell interessantes Land vorzufinden.
Jetzt geht’s also los. Nach einer kurzen Nacht in Addis angekommen, kurz ins Hostel und dann los die Gegend erkunden. Die 5 Mio Metropole erscheint auf den ersten Blick nicht so chaotisch wie befürchtet. Relativ gute Straßen, kaum Smog, der Straßenverkehr überraschend zivilisiert und dann noch die einzige S-Bahn südlich der Sahara. Mit einer Sache hatte ich so schnell jedoch nicht gerechnet. Keine 2 Stunden da, wurde bereits mein Handy geklaut. Einer bettelt einen an, greift nach dem Arm, während ein zweiter die Tasche leert während man versucht den angeblichen Bettler abzuschütteln. Ausgefuchst und rasend schnell. Wenn man das nicht live erlebt hat unheimlich schwer, das zu realisieren, bevor es zu spät ist.
Also neues Handy besorgen in einem der vielen kleinen Elektronikständen. Nach ein paar Stunden war ich dann wieder online, habe jetzt eine äthiopische Nummer und nach und nach sind die wichtigsten Reiseinfos wieder hergestellt.
Die nächste Attacke dann beim Mittagessen. Unter einem Avocadobaum sitzend knallt eine unreife, steinharte Frucht nur wenige Zentimeter am Kopf vorbei auf den Tisch. Das Essen dafür unheimlich lecker. Verschiedene „Curries“ werden mit einem gedämpften Sauerfladenbrot gegessen. Mein Favorit bisher der Kichererbsenbrei mit ranziger Butter und Unmengen an Knoblauch.
Addis selber ist unheimlich arm an Sehenswürdigkeiten, dafür aber sehr reich an Märkten, Verkaufständen, Kaffeehäusern, verwinkelten Gassen, Bars und Leben. Einerseits lauter Hochhäuser chinesischer Bauart, die sowohl seelenlos als auch derartig minderwertig erscheinen und andererseits einfachsten Unterkünften aus Wellblech in verwinkelten staubigen Gassen ist Addis eine Stadt voller Gegensätze. Krasser Wohlstand und dann absolute Armut, hier das Juweliergeschäft mit den teuren Autos davor, daneben die Straßenjungs, die von der Polizei geschlagen und verscheucht werden, weil sie geklaute Ware versuchen zu verkaufen. Menschen, die halb verhungert unter der Brücke auf dem Mittelstreifen schlafen, während rechts und links teure SUVs vorbeifahren…
Bis auf die extrem ausgeprägten Taschendiebe gibt es in Addis aber sonst kaum Kriminalität. Auch Nachts kann man sich überall, selbst auf dunklen Gassen, sicher bewegen ohne Angst haben zu müssen und die meisten Menschen begegnen einem mit großer Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft.
Am nächsten Tag wurden erstmal alle Verkehrsmittel ausprobiert. Taxifahrten sind zwar im internationalen Vergleich immer noch günstig, aber im Vergleich zu Öffis extrem teuer:
Taxi: 150 Birr im Schnitt = 5 Euro
Minibus: 1,5 Birr = 4 Cent
Bus: 2,5 Birr = 6 Cent
Tram: 2 Birr = 5 Cent
Dafür darf man anderen Menschen sehr Nahe kommen. Pro Minibus sind 17 Personen normal und die Tram ist dermaßen unterdimensioniert, dass man sich aneinander gequetscht, kaum festzuhalten braucht.
Eine der wenigen Sehenswürdigkeiten: St. George Cathedral.
Die meisten Taxen sind alte Ladas, die wohl zu kommunistischen Zeiten angeschafft wurden und fast auseinanderfallen. Manchmal erwischt man aber auch noch klapprigere Modelle:
Weiter geht’s am Abend nach Bahir Dar…