Meine Reise neigt sich dem Ende, und um nicht ganze Tage im Bus zu verbringen, fliege ich von Mekele nach Lalibela, dem touristischsten und wahrscheinlich berühmtesten Ort Äthiopiens. Lalibela ist für seine Felsenkirchen aus dem 16. Jahrhundert berühmt. In den Fels gehauen, also von außen nach innen gearbeitet, scheinen sie auf den ersten Blick schon sehr spannend. Zumindest die Idee einen Basaltberg so auszuhöhlen, dass am Ende eine Kirche übrig bleibt, klingt verrückt. Die erste Kirche, die ich mir heute von innen anschaute, ist allerdings nur von diesem Standpunkt aus interessant. Optisch eher unscheinbar und genutzt als normale Kirche, finden sich innen die typischen kitschigen Bilder auf Papier oder Stoff. Von Außen sind die meisten Kirchen auch nicht besonders schön anzuschauen. Durch riesige Stahldächer geschützt – gebaut oder gesponsert von der UN – wurde leider auch jede Menge Charme genommen.
Einen typischen Anfängerfehler habe ich beim Buchen der Unterkunft auch gemacht. Eigentlich wollte ich ins Budget Hotel. Der Link auf google-Maps führt aber fälschlicherweise auf die Buchungsseite vom Budget Homestay. Statt in einem netten Hostel mit eigenem Bad und fließend warmen Wasser verbringe ich jetzt die Nacht in einer typischen äthiopischen Unterkunft mit Außentoilette, ohne fließendes Wasser und der einzigen Möglichkeit Wasser aus einem Kanister zum Waschen zu beziehen. Keine Katastrophe, aber für den gleichen Preis könnte man 10-Mal schöner unterkommen. Naja, eine Nacht, dann ziehe ich um.
Der Sonnenuntergang an der berühmten St. George-Kirche verläuft ganz lustig. Eine Gruppe Jugendlicher aus dem südlichen Äthiopien ist auch da und will jede Menge Bilder von mir und Simon, dem anderen Deutschen, mit dem ich schon seit Bahir Dar mehr oder weniger zusammen unterwegs bin, machen.
Mühsam quäle ich mich früh morgens aus dem Bett, um beim Sonnenaufgang die Kirchen besichtigen zu können. Es ist wieder irgendein „heiliger“ Tag, so dass für heute große Messen in den Kirchen angekündigt sind. Bereits ab 5 Uhr hört man die Liturgien über Lautsprecher in der ganzen Stadt. Die 13 Kirchen lassen sich, selbst wenn man sich viel Zeit nimmt, bis zum Nachmittag erkunden. Die 50$ Eintritt, die pauschal für alle Kirchen in Lalibela zu entrichten sind, scheinen minimal übertrieben.
Viele Kirchen sind innen völlig unspektakulär, sind für den täglichen Gottesdienst vorbereitet und bieten wenig zu sehen. In einigen Ausnahmen, findet man jedoch doch ein paar spannende Malereien oder Statuen, die sich lohnen, länger anzuschauen.
Was jedoch ziemlich cool ist, sind die vielen versteckten Gänge und Eingänge, die sich zwischen den Kirchen ergeben. Teilweise kann man unterirdisch in Tunneln von bis zu 30 Metern Länge oder meterhohen Schluchten zwischen den Kirchen umherlaufen.
Hunderte Leute sind heute, alle gekleidet in weiße Gewänder, unterwegs, um an Gottesdiensten (oder einem großen???) teilzunehmen. Teilweise ist zwischen den Massen kein durchkommen. In jeder Kirchen stehen Leute in den kleinen beleuchteten Ecken und rezitieren murmelnd aus der Bibel. Die Atmosphäre ist dabei vielerorts spannender als die Kirche selber.
Eine große Ausnahme ist jedoch die St. George-Kirche, die man auf allen Fotos, wenn es um Lalibela geht, findet. Die einzige ohne Stahldachkonstruktion und kreuzförmig geschlagen, bietet sie Morgens wie Abends wunderbare Ausblicke.