Roadtrip durch Bulgarien

10 Tage Herbstferien, Vater und Sohn machen sich auf den Weg das Beste aus Bulgarien in einer guten Woche zu erkunden und wir sind begeistert, wie vielfältig und überwältigend schön, wie modern und altmodisch, wie weit und wie hoch Bulgarien sein kann.

Bulgarien
Sofia

Sofia

Sofia hat sich sich leider nicht von seiner besten Seite gezeigt. Kalt und regnerisch erkundeten wir die Stadt, die leider dadurch etwas traurig und ungemütlich aussah. Trotz allem hat der kleine Innenstadtbereich, den wir erkundeten, viel zu bieten in Form von Kirchen, Ruinen, sozialistischen Bauten mit Werbung auf den Dächern, die aussieht, als wäre sich nach dem Fall des Ostblocks schnell errichtet, seit dem aber wieder vergessen worden, Streetart und kleinen, hippen Gassen mit originellen Geschäften, Cafés und Restaurants.

Sofia
Sofia
Sofia
Sofia

Sieben Rila Seen

Die Wanderung zu den Rila-Seen beginnt mit einer halbstündigen Seilbahnfahrt in offenen Sesselliften, bei einstelligen Temperaturen, durch dichte Wolken und Regen. Wir merken schon, wie der aus Deutschland mitgebrachte Husten davon garantiert nicht besser wird, wie wir schlotternd durch die Wolken über den Baumwipfeln heraufgleiten. Wir nehmen uns vor, falls es ganz schrecklich kalt und ungemütlich bleibt nur einen kurzen Spaziergang zu machen und dann wieder zurückzufahren.

Oben angekommen, sieht es ein wenig freundlicher aus. Ab und zu bricht die Sonne durch die dichten Wolken und lässt einen Blick in die vielversprechende Landschaft zu. Wir klettern weiter bergauf und trotz des fiesen Windes und der äußerst erfrischenden Temperaturen kommen wir ordentlich ins Schwitzen. Und dann passiert es, die Wolkendecke reisst endgültig auf, zieht sich auf tiefergelegene Täler zurück und gibt den Blick auf die ersten Rila-Seen preis. Wir sind begeistert und wollen jetzt auf jeden Fall weiter.

Nacheinander tauchen immer weitere Seen auf und bieten neue spektakuläre Aussichten. Zwischenzeitlich überkommen mich Zweifel, ob wir für die Wanderung richtig gerüstet sind. Die meisten anderen Ausflügler sind mit ordentlichen Wanderstiefeln, Regenjacken, Multifunktionshosen und Hikingsticks bewaffnet. Ich laufe in meinen ausgelatschten Sneakern und meiner Lederjacke umher, ein bisschen sorgenvoll, was passiert, wenn jetzt doch ein Wetterumschwung kommt, oder wie hart der weitere Weg noch wird.

Stück für Stück beschließen wir dann doch noch etwas weiter zu gehen, auf der Suche nach der besten Aussicht, bis wir schließlich am Ziel angekommen sind, dem Gipfel auf 2570m Höhe. Immer im Blick, die letzte Seilbahn nicht zu verpassen, haben wir die meisten anderen Wanderer hinter uns gelassen und legen ein ordentliches Tempo nach oben vor und gönnen uns auf dem Weg zurück noch weitere Umwege, wer weiß, wie es dort wohl aussieht.

Ziemlich verschwitzt fahren wir wieder durch die eisigen Wolken zurück, setzen uns ins Auto und fahren weitere knapp 2 Stunden für 13km Luftlinie zum Rila-Kloster. Die Straße führt im weiten Bogen und engen Serpentinen um das Rila-Gebirge herum.

Seven Rila Lakes
Seven Rila Lakes
Seven Rila Lakes

Rila-Kloster und Melnik

Das Rila-Kloster ist schon mächtig beeindruckend. Traumhaft gelegen vor malerischer Bergkulisse, prächtig verziert und überraschend groß schauen wir uns am nächsten Morgen das Kloster an.

Kloster Rila
Kloster Rila

Direkt danach fahren wir weiter nach Melnik, einem Museumsstädtchen, das hauptsächlich aus Souvenirläden, Restaurants und Hotels besteht. Sehr hübsch gelegen vor Pyramidenfelsen aus Sandstein zieht es einige Touristen an. Wir machen uns auf eine kleine Wanderung zu den Felsen und dem umgebenen Wald und sind wieder beeindruckt von der Vielfalt der Landschaft und dem schlecht markiertem Wanderweg. Ständig biegen wir falsch ab.

Melnik
Melnik

Teufelsrachenhöhle und Wonder-Bridges

Der nächste Tag führt uns hauptsächlich über Serpentinen nach Plovdiv. Zeigt sich mal wieder wie wenig ich über Europa und seine Gebirge weiß. Weder hatte ich es so bergig erwartet, noch war mir klar, dass es richtige Wintersportzentren in Bulgarien gibt.

Unterwegs begeistern uns die Devil’s Throat Cave, eine riesige Höhle mit einem unterirdischen Fluss. Es heißt, dass der Fluss und alles was er mit sich trägt nur in die Höhle hineinfließt und dort verschwindet. Bis heute hat niemand herausgefunden, wo das Wasser und Treibholz verbleibt. Zwei Taucher haben ihr Leben gelassen, dies herauszufinden und Versuche mit gefärbten Wasser haben ergeben, dass der Fluss unterirdisch ca. 27km verlaufen muss, bis er auf der anderen Seite des Berges wieder hervortritt.

Devil’s Throat Cave
Wonder Bridges
Wonder Bridges

Plovdiv

Plovdiv hat es uns angetan. Wir wussten nicht, dass die Stadt auch noch Kulturhauptstadt Europas 2019 ist und sind von dem frischen und modernen Flair begeistert. Mit seinen 7000 Jahren Geschichte, wunderbar nachzuvollziehen im erstklassigen archäologischen Museum, bietet viel zu sehen und genausoviel zum Schlendern in den Gassen mit Streetart und gemütlichen Cafés.

Plovdiv
Plovdiv
Plovdiv

Thrakergrab von Kasanalak, Pobitite Kamuni und Kaliakra

Tags darauf geht’s dann 500km weiter nach Kaliakra am Schwarzen Meer. Kurz vor der rumänischen Grenze verläuft eine felsige Steilküste, die im Gegensatz zu den Hotelburgen am Goldstrand, die wir uns sparen, fast schon verlassen und ursprünglich. So treffen wir auch auf wilde Schildkröten an der archäologischen Stätte um Yaylata. War uns vorher auch nicht bewusst, dass dies eins der Gebiete in Europa ist, an dem Schildkröten natürlich vorkommen und freuen uns umso mehr, diese zufällig entdeckt zu haben. Auch wenn die Vegetation schon ziemlich herbstlich aussah, kann man erahnen, welches Blütenmeer sich im Fühling und Sommer hier ausbreitet.

Cap Kaliakra
Yaylata
Yaylata

Auf dem Weg dorthin stoppten wir noch bei dem Thrakergrab von Kasanalak, dass nicht zu betreten ist, jedoch 50m weiter als Replik zur Besichtigung bereitsteht. Nach 15min hat man dann aber auch schon alles gesehen und gelesen und wir stellen fest, dass sich der Umweg dafür eigentlich nicht gelohnt hat. Spannender war der steinerne Wald von Pobitite Kamuni, der überraschend weitläufig ist und mit baumartigen Skulpturen aufwartet. Ca. 50 Mio Jahre sollen die Säulen alt sein, wie sie entstanden sind, konnten wir jedoch auf die Schnelle nicht herausfinden. Sie sehen halt aus wie ziemlich verwitterte Stalakmiten, die man eher in einer Höhle erwartet hätte.

Thrakergrab von Kasanalak
Steinerne Wald Pobitite Kamuni
Steinerne Wald Pobitite Kamuni

Veliko Tarnovo

So langsam müssen wir jetzt auch an den Rückweg denken und machen uns auf nach Veliko Tarnovo. Einem Städtchen, dass in einem Canyon eines Flusslaufes angelegt wurde und von einem mächtigen Fort überragt wird. Die orthodoxe Kirche auf dem Hügel des Forts überrascht uns mit sehr abgefahrenen Wandmalereien, die wir nie mit der konservativen Kirche in Verbindung gebracht hätten.

Die Stadt ist nicht nur wegen ihrer Lage und Steilhangbebauung sehenswert, auch die vielen kleinen Geschäfte und Galerien laden zum flanieren ein.

Veliko Tavorno
Veliko Tavorno
Veliko Tavorno
Veliko Tavorno

Wasserfälle von Krushuna, Höhlen von Devetashka und Brücke von Lovech

Damit die Rückfahrt nach Sofia nicht zu langweilig wird, schauen wir wieder, was sich noch alles als Umweg eignet und stoppen an den Wasserfällen von Krushuna, einem kleinen Naturreservat, das viele Bulgaren am Wochenende anlockt und den Höhlen von Devetashka, die uns wieder mit ihrer unglaublichen Weitläufigkeit staunen lassen. Die hinteren Höhlen sind gesperrt, um den ca. 35000 Feldermäusen, von denen 10 verschiedene Arten hier nisten sollen, vor menschlichen Bazillen zu schützen.

Wasserfälle von Krushuna
Höhlen von Devetashka

Ein letzter Stopp an der bebauten Brücke von Lovech und dann nochmal in halsbrecherischen Serpentinen über den Pass von Troya mitten durch den Nationalparkt Zentralbalkan geht es zurück nach Sofia und damit zum Ende unseres Trips. 

Brücke von Lovech

und Schluss

Wir sind überrascht, wieviel Bulgarien zu bieten hat, wie modern manche Städte sich präsentieren, wie verschlafen und rustikal manche Dörfer auf dem Land wirken, wie kreativ die Balkanküche interpretiert wird und wie atemberaubend die Landschaft sein kann. Und wir haben wahrscheinlich nur an der Oberfläche gekratzt, nachmachen empfohlen!