Eine Woche ist es jetzt her, dass wir von Göttingen nach Schottland aufgebrochen sind. Der VW Transporter, der uns durch einen glücklichen Zufall mehr oder weniger zugeflogen ist, wurde in kürzester Zeit Campingfähig gemacht. Ein Bett mit verstellbarem Lattenrost wurde gebastelt, Euroboxen angeschafft, die genau darunter Platz finden, Vorhänge genäht, die mit Magneten super schnell zu befestigen sind und etliche Sitzkissen ausprobiert, mit denen die langen Fahrten bequemer zu bewältigen sind. Und dann ging es los. In den wahrscheinlich verregnetsten Sommer der letzten Jahre.
Der erste Stop führte uns nach Brügge und ohne Dauerregen wären wir wahrscheinlich restlos begeistert gewesen. Ein unheimlich schönes Städtchen, ziemlich voll mit Touristen, allerdings im Vergleich zu anderen Top-Städten Europas, geht es sogar noch. Wer fährt schon absichtlich nach Belgien? Immerhin haben wir auch in der Heiligblut-Basilika ein paar Tropfen von Jesu Blut bestaunen dürfen, die allerdings eher aussahen wie getrocknete Leberwurst, aber was will man nach 2000 Jahren auch erwarten.
Die nächste Nacht verbrachten wir in Dünkirchen, um möglichst schnell und unkompliziert zur Fähre nach Dover am nächsten Morgen zu kommen. Ein traumhafter Platz mit direktem Blick auf Frankreichs größtes und nur 43 Jahre altes AKW.
Einmal in Dover erkundeten wir die Südostspitze Endlands mit seinen Kreidefelsen ein wenig. Hübsche kleine Küstenorte, allerdings zu dieser Zeit leider völlig überlaufen.
Der nächste Tag wurde in Camebridge verbracht und wo immer es ging ein Blick in die Colleges geworfen. Besonders gut gefiel uns Selwyn College, das wir per Zufall auf der Suche nach einem kostenfreien Parkplatz entdeckten. Durch seine etwas abseitige Lage, ist es total ruhig, hat einen traumhaften Garten und eine bezaubernde kleine Kapelle. Beim Aufschlagen eines der Gebetsbücher landete ich gleich auf der Seite für „Prayers for rain“ und „Prayers for fair weather“. Ich hätte mir das besser mal aufgeschrieben.
Die nächste Station auf dem Weg nach Schottland war York, das vor allem für seine Kathedrale das Minster of York und die Shambles bekannt ist. Das Minster ist so riesig. überwältigend und schön, dass wir fast vier Stunden darin verbracht haben, soviel gibt es zu entdecken. Alleine die Geschichten nur einiger der unzähligen bunten Fenster nachzuvollziehen, würde Tage dauern. Die Shambles dienten als Vorlage für Diagon Allay in den Harry Potter Filmen und tatsächlich fühlt man sich fast so, als wäre man dort. Fast jedes zweite Geschäft nimmt inzwischen einen Bezug zur magischen Welt. Leider ist die Gasse jedoch so überlaufen, dass es wenig Spaß macht dort durchzuschländern. Ansonsten hat uns der Rest der Innenstadt fast ein ein bisschen an Hannover erinnert. Nichts besonderes, obwohl hier und dort noch das ein oder andere Haus aus dem 17-18 Jahrhundert hervorsticht.
Es wurde Zeit für etwas Natur und so wurde der Yorkshire Dales National Park etwas erkundet. Die Wanderung über Janets Foss, Gordale Scar und schließlich Malham Cove ist zwar auch überaus beliebt, allerdings verlaufen sich die Massen in der Landschaft trotzdem ganz gut. Malham Cove kann man wieder aus den Harry Potter Filmen (7.1, die Szene in der Harry und Harmione zu zweit campen) kennen.
Löwen, Wildschweine oder doch nur Kühe? Vielleicht kann man mal in Berlin nachfragen…
Und endlich gehts nach Schottland wo wir die erste Nacht in einem traumhaft kleinen Campingplatz verbringen (Balloch O’Dee). Ein bisschen macht uns das Wetter allerdings schon zu schaffen. Ich habe mir einen kapitalen Husten eingefangen und der Dauerregen Nachts schlägt auf Laune und Blase, wenn man sich mehr als zweimal überlegt, ob man auf Toilette gehen will. Selbst die Engländer und Schotten stöhnen über den ungewöhnlich nassen Sommer und das will was heißen.
Die nächste Nacht beim Culzean Castle ist zwar nicht mehr so charmant, allerdings entschädigen erstklassige Duschen und Einrichtungen dafür. Zutritt zum Castle soll stolze 20 Pfund kosten, allerdings ist es bereits geschlossen, als wir ankommen. Da es keine expliziten Verbotsschilder gibt, erkunden wir das Gelände trotzdem und haben das Schloss und den Park fast für uns alleine.
Der Ausflug nach Glasgow entpuppt sich allerdings als Flop. Hässlicher als Berlin, dreckig und dazu fand heute auch noch ein Radrennen statt, wodurch die Stadt fast komplett blockiert war. Also sind wir nicht lange geblieben und genießen die Aussicht auf den Loch Lomond von unserem heutigen Campingplatz.