Nachdem wir die Tour durch den Taroko Nationalpark und die Alishan Mountains aufgegeben haben, sind wir jetzt also zurück in Taipei. Wir beschließen jetzt doch die Aussichtsplattform des Taipei 101 zu besuchen – sicherlich die touristischste Aktion in Taipei. Die Aussichtsebene im Stockwerk 89 ist mit allen Möglichen „Installationen“ vollgestellt, vor denen und in denen sich die Menschen fotografieren lassen. Die Aussicht nach Draußen spielt dabei eine eher untergeordnete Rolle. Bunte Blumengirlanden und Torbögen werden ausgiebig für wunderbar kitschige Bilder genutzt. Ansonsten ist die grelle Beleuchtung eher störend, wenn man ohne Reflexionen aus den Fenstern schauen möchte. Das Taipei 101 ist das einzige Bauwerk, in dem man ein Dämpfungspendel sehen kann. Dieses soll Schwankungen des Turms durch Wind um bis zu 40% reduzieren und tatsächlich spürt man die Bewegungen des Turms wirklich nur sehr marginal – keine Ahnung ob das jetzt am Pendel liegt.
Die Aussichtsebene draußen im 91. Stockwerk ist etwas bescheuert. Verständlicherweise ist der Bereich absturzsicher ausgestattet und die Aussicht dadurch etwas eingeschränkt. Warum aber nur ein Viertel der gesamten Terrasse freigegeben wurde, der Teil der dem Sonnenuntergang zugewandt ist, erschließt sich uns nicht. So drängen sich fast alle Leute in nur einem kleinen Abschnitt, um einen Blick auf die Stadt zu erhaschen.
Aber auch von den umliegenden Parks und Straßen bietet sich ein spannender Blick auf das 101, das zwischen 2004 und 2009 das höchste Gebäude der Welt war und inzwischen auf Platz 11 rangiert.
Der Nordosten
Am nächsten Tag fahren wir nach Jiufen mit seiner bekannten „Old Street“. Auf dem Weg dahin kommen wir an einem Tempel vorbei, der alles bisherige an Größe und Dekoration in den Schatten stellt. Der Tempel scheint relativ neu zu sein, wurde an einem entlegenen Ort in den Bergen errichtet und bietet eine fantastische Aussicht. Einige Stockwerke sind noch im Bau oder unter Renovierung. Der sechste Stock, der dankbarerweise mit dem Fahrstuhl erreichbar ist, bietet jedoch eine riesige Tempelhalle. Von dort lassen sich auch die vielen Figuren auf den Dächern der anderen Gebäudeteile wunderbar sehen. Es sind nicht immer die antiken Stätten, die zu faszinieren wissen. Gelebte Religion kann auch heute noch faszinierende Orte zustande bringen.
Unser ursprünglicher Plan Taiwan zu entdecken enthielt als Option eine Nacht in Juifen zu verbringen. Der Ort ist bekannt für sein Festival und die alte „Old Street“ Einkaufsstraße, die angeblich voller Charme sein soll. Wir fanden es allerdings nur scheußlich. Es reihte sich ein Souvenirgeschäft an das andere und die Restaurants waren das Furchtbarste, was wir in Taiwan zu sehen bekommen haben. Von Charme konnte auch keine Rede sein. Alt war hier höchstens das Öl in den Restaurants und die Horden von Touristen – hauptsächlich Koreaner -, die in Gruppen durchgeschleust wurden, machten den Ort auch nicht besser.
Dieses Schild sagt eigentlich schon alles.
Wir waren daher heilfroh, hier keine Nacht gebucht zu haben und sind nach einer halben Stunde schnell wieder weg.
Weiter ging es entlang der Küste, die sich durch schroffe Felsen und Klippen auszeichnet. Landschaftlich sicherlich jetzt kein Weltwunder, aber als Abwechslung zu den vielen Städten mal ganz schön und obwohl es auch hier heiß und schwül war, waren die kleinen Hikes durchaus lohnenswert. Die lokalen Angler haben an der Küste ihren eigenen Pfad geschaffen und mit Seilen und Leitern dafür gesorgt, dass man die Klippen irgendwie heil herunter und vor allem auch wieder hochkommt.
Schließlich belohnen wir uns mit einem weiteren Besuch bei Din Tai Fung zurück in Taipei und beschließen damit den Tag.