Hungry Ghost Festival
Jetzt, im siebten Monat nach dem chinesischen Mondkalender, findet das Hungry Ghost Festival (auch Zhong Yuan genannt) statt. Nach taoistischem Glauben öffnen sich in dieser Zeit die Tore der Hölle, und die Geister wandeln für einen Monat in der Welt der Lebenden. Überall errichten chinesische Gemeinschaften große Altäre in provisorischen Zelten. Auf den Tischen liegen vielfältige Opfergaben wie Essen, Räucherstäbchen, Papiergeld und aus Papier gefertigte Gegenstände wie Autos, Kleidung und Häuser.
Im Zentrum des Altars steht eine gigantische Papierfigur: Da Shi Ye, der König der Hölle. Auch bekannt als Phor Thor Kong oder Tai Su Yeah, beaufsichtigt er das Festival und sorgt dafür, dass die Geister die ihnen gewidmeten Gaben fair und ordentlich erhalten.
Man sieht also überall kleine oder große Opferstände aufgebaut. Bewohner der HDBs (Housing and Development Board – also der staatlich vergebenen Wohnungen) opfern in den Höfen ihrer Wohnblöcke, Geschäfte bieten Opfergaben direkt an der Straße an und in den meisten Hawker-Centern ist ein kleiner Altar aufgebaut.
Auch die Supermärkte haben ihr Sortiment angepasst. So wie es bei uns zu Silvester Böller und Raketen zu kaufen gibt, werden hier Opferpakete angeboten. Die Auswahl geht von kleinen Paketen mit Höllengeld bis hin zu praktischen Koffern mit glitzernden dicken Bündeln. Auf einem Markt haben wir ein Geschäft gefunden, das sich komplett auf religiöse Artikel spezialisiert hat. Direkt gegenüber gibt es unser favorisiertes Suppengewürz für Hühnersuppe, mit Ginseng und etlichen anderen Wurzeln und Kräutern. Unser Lieblings Chicken Rice Shop hatte es uns empfohlen. Dort bekamen wir auch den Tipp Reis mit zerdrücktem Knoblauch und Ingwer zu kochen – schmeck phantastisch, btw.
National Day Parade
Für die Parade zum National Day (NDP) tauchen wir frühzeitig an Singapurs Wahrzeichen, dem Merelion auf. Wir fragen uns, ob wir wohl die einzigen sind, die so bescheuert sind, 6 Stunden vor dem Feuerwerk sich dort einen Spot zu sichern. Sind wir nicht. Unter den Bäumen des kleinen Merelion Parks schlagen wir zwischen etlichen anderen unser Picknick auf und beschließen dann den besten Aussichtspunkt aufzusuchen, sobald es sich weiter füllt.
Wie es so kommt schlafe ich auf der improvierten Picknickdecke aus Einwegbettwäsche erstmal ein und als ich aufwache, ist es vor der Absperrung schon bereits gut gefüllt. Schnell wird also ein Spot für eine gute Sicht auf das immer noch vier Stunden entfernte Feuerwerk ausgesucht. Das anschließend aufziehende Gewitter mischt jedoch die Karten nochmal alle neu. Es stürmt und schüttet unbarmherzig für eine knappe Stunde, so dass die meisten erstmal Schutz suchen. Das ist unsere Chance in die erste Reihe der Aussichtsterrasse neben des Merelion zu kommen. Zusammengekauert unter dem Schirm, der mit viel Körpereinsatz zusammengehalten wird sind wir für das Feuerwerk gerüstet.
Der Ablauf der öffentlich sichtbaren Parade läuft dann fast identisch zur Probe vor einer Woche. Die Helikopter kreuzen mit der Flagge die Insel bis sie schließlich die Marina Bay überfliegen. Anschließend kommen die Paraglider, die im hinter uns liegenden Stadium landen, dann kommen die Jets mit ihren Formationsüberflügen und die Marine feuert ihre Salutschüsse ab.
Und auch das Feuerwerk fängt erstmal so an, wie vor einer Woche. Eine kurze Salve, dann Pause. Als es dann erstmal richtig loszugehen scheint, macht das Wetter genau das umgekehrte vom ganzen Tag. Es herrscht absolute Windstille über der Bucht und der Rauch des Feuerwerks steht wie angenagelt über dem Wasser vor Marina Bay Sands. Nach wenigen Explosionen sieht man nichts mehr und das Feuerwerk verschwindet hinter einem dicken Schleier. Also wird erneut unterbrochen. Es dauert gut 20 Minuten, bis endlich wieder etwas Wind aufkommt und die dicke Feinstaubwolke genau über uns abzieht. Was dann passiert, ist uns immer noch unbegreiflich. Es ist 20:30 und damit das geplante Ende der NDP erreicht. Und weil es so geplant wird, wird es also auch so durchgezogen. Punkt 20:30 wird die National Day Beleuchtung von Marina Bay Sands umgestellt und die Menschen gehen nach Hause. Der Rest des Feuerwerks wird einfach nicht mehr abgefeuert. Wir sind völlig entgeistert, dass wir sechs Stunden DAFÜR ausgehalten haben.
Und damit endet auch meine Berichterstattung über diesen Trip. Es lief nicht immer wie geplant, aber bleibt dafür wahrscheinlich umso mehr in Erinnerung. Wir freuen uns auf etwas moderatere Temperaturen und dass man wieder ohne Klimaanlage schlafen kann. Das Essen in Taiwan und Singapur werden wir aber auf jeden Fall vermissen.