Kathmandu II

Als wir Göttingen verließen, freuten wir uns auf sonniges Wetter in Nepal bei 25 Grad. Am ersten Tag hat das ja noch geklappt, aber heute fühlten wir uns so, als ob uns das deutsche Wetter hinterhergekommen ist. Immerhin noch knapp 20 Grad, aber auf Regen und Nieselwetter waren wir mental nicht vorbereitet.

Chaath-Festival

Das Chhath Puja ist ein vier­tägiges Hindu-Fest, bei dem der Sonnengott Surya Dev und die Göttin Chhathi Maiya verehrt werden. Heute war der vierte Tag des Festivals, an dem am Morgen Opfergaben der aufgehenden Sonne dargebracht werden. Unser Taxifahrer gestern erzählte und, dass es um 7 Uhr losgeht. Also sind wir früh raus und auf gut Glück zum Bagmati River gelaufen, um zu schauen, ob wir irgendwo der Zeremonie beiwohnen können. 7 Uhr war allerdings reichlich spät, so dass das meiste Geschehen bereits vorbei war, aber dafür kamen wir mit einigen Teenagern ins Gespräch, die uns auch gleich mit Opfergaben beschenkten.

Hübscher Vishnu-Tempel, den wir auf dem Weg entdeckt haben
Opfergaben zum Chaath-Festival
Nein, nicht in die Dreckbrühe steigen…. zu spät!

Pashupathinath-Tempel

Dieser Hindu-Tempel darf von nicht Hindus nicht betreten werden, aber das Hauptgeschehen passiert sowieso davor am Bagmati River. Hier finden die Verbrennungen von Verstorbenen statt und unser Guide von der Anlage macht uns mit der Zeremonie vertraut, die live vor unseren Augen stattfindet. Einerseits ist es extrem spannend, diesen völlig anderen Umgang mit Toten zu erleben, andererseits fühlt man sich auch wie am falschen Platz und irgendwie pietätlos, mit anzuschauen, wie die Leichen von Ihren Verwandten und Bekannten gebracht werden, am Fluss deren Füße und Gesicht gewaschen werden, der Mund mit Wasser vom Fluss gefüllt wird und die Toten dann auf aufgeschichteten Holzstapel aufgebahrt und anschließend mit weiterem Holz und Heu bedeckt und verbrannt werden.

Pashupathinath-Tempel (der mit dem goldenen Dach)

Die verbrannten Überreste werden dann dem Fluss übergeben, der dann später auch in den Ganges mündet. Und während am Ufer die Verbrennungen stattfinden, stehen zwei Männer mit Hacken im Fluss und durchsuchen den Schlamm nach Wertsachen, die zusammen mit den Toten verbrannt wurden, weil z.B. die Familie ihnen Goldstücke in den Mund gelegt hatte.

Verbrennung mit Goldsuchern im Wasser

Definitiv eine Erfahrung, das alles mit angesehen zu haben, aber auch ein bisschen befreiend, dann von dort wieder wegzufahren.

Zurück in Patan drehen wir noch eine kurze Runde durch unser Viertel, in der Hoffnung ein paar Fotos bei Tageslicht noch schießen zu können, aber die dunklen Wolken und der frühe Sonnenuntergang lassen daraus dann doch eher wieder Nachtaufnahmen werden. Schließlich können wir noch einer Aufführung – ob jetzt auch zu Ehren des Chaath-Festivals oder nicht – vor einem der Tempel hier beiwohnen.